Einfach menschlich
Weihnachten ist nah und alle versuchen, sich irgendwie darauf vorzubereiten. Da ist kaum jemand, der mit Weihnachten nicht bestimmte Gefühle verbindet. Sie werden in der Adventszeit alle Jahre wieder wach: Wärme, Geborgenheit, Licht. Für die meisten verbinden sich die Atmosphären der Heiligen Nacht mit Kindheitserinnerungen. Sie sind verwoben mit Räumen, mit Gesichtern, mit Gerüchen, mit Klängen. Und das merkwürdige ist, sie haben sich tief in unsere Seelen geschrieben.
Bei allen aber spricht eine tiefe Sehnsucht mit: Dass neue Kräfte zuwachsen, dass wir die auf uns zukommenden Probleme bewältigen können, dass wir Zutrauen zur Zukunft gewinnen. Das erwarten wir von Weihnachten.
Weihnachten liegt die alte Geschichte von der Geburt Gottes in einem einfachen Stall in Bethlehem zugrunde.
Nicht der mächtige König und Erlöser kommt, nein, das schwache und hilfsbedürftige Kind ist die Gestalt, die Gott sich auswählt.
Christen erhoffen sich von ihm, dass er ihre Sehnsüchte erfüllt.
Wir haben vielleicht gedacht, der Gott, der uns erlöst, ist einer, der machtvoll ins Weltgeschehen eingreift, sichtbar ein Gottesreich auf Erden aufrichtet. Aber nein, so ist es offensichtlich gerade nicht, sondern er will uns dabeihaben, uns Menschen, mit unserem Glauben und unserer Hoffnung, mit unserem Zweifel und unserer Unsicherheit. Er will uns als Menschen in all unserer Menschlichkeit. Er ist da, indem in aller Unsicherheit diese Gewissheit in uns aufkommt, dass wir als Menschen handeln und das Leben meistern können.
Alle Menschen – wer, wo und was sie auch sein mögen – können sich freuen, Gott und all seine Gaben, in, bei und mit sich zu tragen.
Das Kind von Bethlehem geht mit durchs Leben, still – und deshalb leider viel zu oft auch unerkannt.
Deshalb können wir menschlich sein. Versuchen Sie doch einmal, das Beste aus sich rauszuholen, um menschlich zu sein. Geht da nicht noch was? Menschlich heißt gütig, barmherzig, langmütig, friedvoll, liebevoll, denn so sind wir gedacht.
Pfarrerin i. R. Renate Schäning