Detlef Kowalski:Luft holen!

Liebe Leserin, lieber Leser,
an diesem Wochenende und in den nächsten Tagen erreicht der Karneval im Rheinland seinen Höhepunkt. Vor allem am Rosenmontag und am Veilchendienstag wird auf den Straßen ausgelassen gefeiert. Auch bei vielen Saalveranstaltungen und auf zahlreichen Parties und Feiern geht es lustig zu.
Das tut gut! Tanzen, lachen, feiern ist in belasteten und schwierigen Zeiten wichtig, um durchzuhalten, um mal Luft zu holen, zu entspannen und um zu Atem zu kommen!
Am Aschermittwoch ist dann alles vorbei. Je älter man wird, desto länger braucht man, um sich vom ausgelassenen Feiern zu erholen. Viele Menschen gestalten die Fastenzeit, die Aschermittwoch beginnt, für sich selber sehr bewusst und nutzen die etwa sieben Wochen bis Ostern, um auf sich, auf ihr Zusammenleben mit anderen und auf bestimmte persönliche Gewohnheiten aufmerksam zu achten. Wenn uns die Luft ausgeht, geraten wir in Panik. Sobald wir wieder durchatmen können, kehrt die Lebendigkeit zurück. Die Seele kommt zur Ruhe.
"Luft holen! – Sieben Wochen ohne Panik" – ist das Motto der Fastenaktion der Evangelischen Kirche vom 5. März bis zum 21. April 2025.
Luft holen. Zu Atem kommen. Mit einem ersten tiefen Atemzug kommt jedes Leben zur Welt. Etwa 20.000 Atemzüge macht ein Mensch jeden Tag. Manche sind tief bis in den letzten Lungenwinkel, andere flach, ängstlich flatternd. Beim steilen Anstieg am Berg muss ich jede Sekunde atmen. Wir kennen Situationen, in denen wir langen Atem haben mussten, und Paniksekunden, in denen der Atem stockt oder aussetzt.
Anlass zu Panik gibt es genug. Umso wichtiger ist Gottes Kraft, die aufatmen lässt. Die Schöpfung des Menschen beginnt in der Bibel so: Gott formt den Menschen aus einem Klumpen Erde und bläst ihm den Odem des Lebens in die Nase. So wird der Mensch eine lebendige Seele. Wie verbinden wir uns mit Gottes Atem des Lebens? Ganz einfach: Einatmen. Ausatmen. Und dann die alte Verbindungsformel: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Detlef Kowalski, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Wied