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Martin Hassler :Teilen macht Freu(n)de

Datum:
20. Juli 2024
Von:
Fixpunkt - Martin Hassler
Martin Hassler

In 30 Monaten habe ich mehr Menschen kennengelernt als in den zehn Jahren davor. Schuld daran ist die russische Regierung. Weil sie einen Krieg gegen ihr Nachbarland befohlen hat. Sechs Millionen Menschen flohen in die EU. Eine Millionen Ukrainer flohen vor der Gewalt nach Deutschland. Davon einige Hundert nach Neuwied.

Menschen auf der Flucht brauchen Essen und Trinken, ein Bett und manches mehr. Aber vor allem brauchen sie Hoffnung. Vor 30 Monaten haben wir in Niederbieber dazu aufgerufen, für die Flüchtlinge ein Café einzurichten. Es kamen viel mehr Helferinnen und Helfer, als ich mir erträumt hatte. Sie kamen nicht nur aus Neuwied.  Sie konnten übersetzen, zuhören, Kuchen backen, Kaffee kochen und zeigten, dass jeder Mensch teilen kann. 

Wir teilten Zeit und Essen, Wärme und Freundlichkeit. Fast 30 Monate gab es das bei uns im Gemeindehaus. Ehrenamtliche kamen und gingen. Aus Flüchtlingen wurden oft Nachbarn. Ihre Kinder gehen zur Schule und lernen schnell. Es kamen neue Menschen zu uns, aus anderen Teilen der Welt, in denen Gewalt und tiefste Armut regieren. In 30 Monaten haben wir nicht eine einzige unangenehme Begegnung erlebt. Was wir erfahren haben, war Mitmenschlichkeit und Dankbarkeit. Teilen macht Freu(n)de. Wir haben viel gelernt über die Welt, in der wir leben.

Helfen macht nicht dumm, sondern weitet unser Denken.

Nun hat unser "Willkommen-Café" in Niederbieber seine Arbeit beendet. Ich danke für so viel aktive Mitmenschlichkeit! Jesus sagt: "Was ihr den geringsten Menschen getan habt, das habt ihr Gott selbst getan."

Pfarrer Martin Hassler, Evangelischen Kirchengemeinde Niederbieber