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Lothar Anhalt:Wozu sind Kriege da?

Datum:
16. Nov. 2024
Von:
Fixpunkt - Lothar Anhalt
Lothar Anhalt

Anfang Oktober habe ich in Andilly bei Metz in Frankreich einen Deutschen Kriegsgräberfriedhof aus dem 2. Weltkrieg besucht. Grund des Besuchs war das Grab meines Onkels, der am 1. November 1924 geboren wurde und am 19. November 1944 in der Nähe dort – gerade mal zwanzigjährig – gefallen ist. Achtzig Jahre ist das jetzt her. Sein Geburtstag jährte sich zum hundertsten Mal.

Grabkreuze soweit das Auge reicht. Über 33.000 deutsche Soldaten sind in Andilly beerdigt – viele namenlos, die allermeisten hatten ihr ganzes Leben noch vor sich.

Auch wenn ich schon als Kind und zuletzt vor gut zehn Jahren noch mit meinem Vater dort war, hat mich das wiederum gepackt und traurig gestimmt. Eine Trauer auch mit den vielen, die dieser Tage an Gräbern von Familienangehörigen und lieben Menschen, gar Kindern stehen, die durch Gewalteinwirkung und völlig sinnlos aus diesem Leben gerissen werden … in der Ukraine, im Nahen Osten und wo auch immer.

1981 hat Udo Lindenberg mit dem zehnjährigen Pascal Kravetz eine Ballade gesungen, in der er der Frage nachgeht "Wozu sind Kriege da?". So heißt es in der ersten Strophe: "Keiner will sterben, das ist doch klar, wozu sind denn dann Kriege da? Herr Präsident, du bist doch einer von diesen Herren, du musst das doch wissen, kannst du mir das mal erklären? Keine Mutter will ihre Kinder verlieren und keine Frau ihren Mann. Also warum müssen Soldaten losmarschieren, um Menschen zu ermorden - mach mir das mal klar. Wozu sind Kriege da?"

Angesichts des Besuchs auf dem Kriegsgräberfriedhof des morgigen Volkstrauertages, an dem besonders der Opfer der Weltkriege und des Nationalsozialismus gedacht wird, kann es für mich nur eine Antwort geben:

Kriege sind zu überhaupt nichts da!
Am Ende gibt es auch keine Gewinner, sondern nur Verlierer!

Allerdings drängt sich mir eine weitere Frage auf: Wann lernt die Menschheit endlich aus der Vergangenheit?

Statt Kriege anzuzetteln gilt es sich für das Zusammenleben der Menschen und Völker und damit für den Frieden einzutreten … wie es vor gut 2000 Jahren einer gepredigt und noch mehr vorgelebt hat … "Selig die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden." (Mt, 5,9)

Lothar Anhalt, Pfarrer der Pfarrei Linz an Rhein und Höhe St. Marien