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Lothar Anhalt:Zukunft hat der Mensch des Friedens

Datum:
1. Juni 2024
Von:
Fixpunkt - Lothar Anhalt
Lothar Anhalt

Unter diesem Motto steht der 103. Deutsche Katholikentag, der noch bis Sonntag an zentralen Orten in Erfurt stattfindet. In den fünf Tagen wird es gut 500 Veranstaltungen geben, die angesichts neuer Kriege, der Herausforderungen des Klimawandels oder auch der sozialen Spaltungen und Krisen in Politik und Kirche nach tragfähigen und zukunftsfähigen Ansätzen und Lebensentwürfen suchen und ringen. So weit so gut …

Die Frage allerdings, die sich mir aufdrängt: Haben Glaube, Religion und Kirche selbst überhaupt noch eine Zukunft in unserem geeinten Deutschland oder auch in Europa? Machen wir uns nichts vor, wir Christen, und das betone ich an dieser Stelle, wir Christen (!) steuern auf eine Minderheit zu, die mehr und mehr dem Bedeutungsverlust erliegt. Die hohen Austrittszahlen sind ein beredtes Zeugnis davon. Kritsch bemerkt gebe ich auch zu, dass das Aufdecken der entsetzlichen Missbrauchsfälle und der Umgang damit, aber auch der verweigerte Reformwille unter dem Stichwort "Synodaler Weg" ihren Anteil daran haben, dass viele getaufte Katholiken ihrer Kirche den Rücken zukehren. Da wirkt so ein Katholikentag wie ein letztes Aufbäumen gegen diesen Trend. Auch das zurückliegende Fronleichnamsfest, wirkt wie aus der Zeit gefallen, an dem nur noch Traditionen bedient werden, letztlich aber weit weg von einem wirklichen Vollzug des Glaubens ist.

Eine weitere Frage ist: Was hält mich? In einem seiner vielen Lieder singt Roland Kaiser "Kein Grund zu bleiben, ist der beste Grund zu gehen …"

Ich bleibe, weil ich der Kirche, meinem Glauben, viel verdanke, in schweren Zeiten er mir geholfen hat, diese durchzustehen oder die Kraft gefunden zu haben, sie auszuhalten.
Ich bleibe auch, weil ich bereichernde Gottesdienste mit der Gemeinde feiern darf, die Mut machen und Hoffnung schenken.

Besonders in diesen unsicheren, krisengeschüttelten Zeiten brauchen wir mehr denn je Begegnungen, wie sie u. a. jetzt auf dem Katholikentag erfahrbar sind. Wir brauchen sie aber auch vor Ort in unseren Pfarrgemeinden, um uns vom Glauben her gegenseitig Ermutigung und Zuversicht zu schenken, damit sich Zukunft eröffnet für jeden und jede Einzelne, für das Zusammenleben der Menschen in Kirche und Welt.

Ich finde, dass das allein doch ein guter Grund ist zu bleiben und – um nochmal mit Roland Kaiser zu bemühen – "abertausend Wege noch zu gehen".

Pfr. Lothar Anhalt, Linz